Hans Millies - Schleswig-Holstein und Japan

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Hans Millies

1914-1918
Hans Millies
Hans Millies wurde am 4. März 1883 als Sohn eines Pastors in Dagebüll an der Nordsee geboren. Nach der Schulsausbildung ging er nach Berlin, um an der Hochschule für Musik Violine zu studie-
ren. Im Jahr 1910 bewarb er sich um die Stelle eines Konzertmeisters und Dirigenten beim Deutschen Sinfonieorchester in Shanghai und reiste noch im gleichen Jahr aus. Bei Kriegsausbruch meldete er sich als Freiwilliger in Tsingtau und kam als Kriegsgefangener zuerst in das Aufnahmelager Fukuoka auf der Insel Kyushu und danach in das Barackenlager Narashino in der Nähe von Tokyo. Millies begann sofort, sich musikalisch zu betäti-gen; er organisierte Konzerte, gründete das Millies Streichquartett, vertonte Gedichte von Theodor Storm und führte sie auch auf. Das Gedicht Schließe mir die Augen beide hat später in Japan eine vorübergehende Bekanntheit erfah-ren. Die japanische Sängerin Yumiko Samejima hat das Lied im Jahr 2002 gesungen und zusam-men mit japanischen Liedern auf eine CD genommen.

Im Lager Narashino war Millies sehr beliebt und hat mit seinen Konzerten  zur Überwindung trüb-seliger Gedanken beigetragen. Als er im September 1919 vorzeitig entlassen wurde, um als Nordschleswiger über die Abstimmung zur Zukunft von Nordschleswig teilzunehmen, schrieb Max Brüggen, ein Mitgefangener aus Lübeck, in einem Brief an seine Schwester: Vorige Woche sind die Nordschleswiger fortgekommen und mit ihnen leider auch unser Konzertmeister Millies. Er war wohl derjenige, der vom ganzen Lager am meisten geschätzt und geachtet wurde, weil er uns mit seiner Musik die meiste Abwechslung brachte. Zum Abschiede hatte sich das ganze Lager am Tor eingefunden, dazu spielte unsere Kapelle. Als die zwölf Mann dann in die Freiheit hinaus marschierten und wir in unsere elenden Baracken zurückgehen konnten, war jedem nicht so ganz wohl. Erst gehen die Elsässer fort, dann die Schleswiger und nächstens die Polen.
Das Foto zeigt das Millies Streichquartett, Hans Millies ganz links.
zuletzt aktualisiert am 22. August 2022
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